Geschichte des Val Aupa

In vielen Tälern Nordfriauls setzte nach dem Zweiten Weltkrieg eine Welle der Entvölkerung ein, die auch im Val Aupa, dem Untersuchungsgebiet, bis heute spürbar ist und sich im Landschafts- und Siedlungsbild niederschlug. In dem überwiegend landwirtschaftlich kultivierten Gebiet nahm die Verbuschung ihren Lauf. Insbesondere nach dem großen Erdbeben im Jahr 1976 wanderten zahlreiche Bewohner ab und ließen sich in der Ebene häuslich nieder. Zurück blieben partiell bis gänzlich verlassene Dörfer als Spuren der Zivilisation. Die Häuser verfielen, wurden im Verlauf der Jahre zu Ruinen und die Natur bahnte sich ihren Weg. In den friulanischen Alpen ist diese Entwicklung im Ostalpenraum am stärksten ausgeprägt (vgl. Čede & Steinicke 2007).

Das Val Aupa ist somit  ein Paradebeispiel eines peripher gelegenen, strukturschwachen Raumes, in welchem sich die Folgen der Gebirgsentvölkerung deutlich abgezeichnet haben (vgl. Čede & Steinicke 2007).
Einige der Problematiken im Val Aupa sollen hier kurz dargestellt werden:

Problematik: Bevölkerungsverlust und Überalterung

Aufgrund des Wegzugs der im arbeitsfähigen Alter befindlichen
Gruppen, kam es zu einer Überalterung der Bevölkerung. Der
Bevölkerungsverlust lässt sich zudem im Siedlungsbild erkennen,
da einige Wüstungen eine Bildung von Ghost-towns zur
Folge hatten.

Problematik: Realteilung

Durch die Realteilung wird der Familienbesitz unter den Erbberechtigten
aufgeteilt. Dies führt einerseits zur starken Fragmentierung
des Ackerlandes in Parzellen, für die jeweils bis zu acht
BesitzerInnen verantwortlich sind, andererseits zur Aufteilung
ganzer Häuser in kleinste Einheiten.

Problematik: Verringerung landwirtschaftlicher Nutzfläche | Verbuschung

Die aktuelle leichte bis sehr starke Verbuschung ehemaliger
Nutzflächen erschwert deren Wiederaufnahme. Dennoch sind
potenziell Flächen vorhanden, die für die Landwirtschaft genutzt
werden können. Von 2006 bis 2016 ließ sich eine Reduktion
der Waldflächen in siedlungsnahen Bereichen feststellen.


In den letzten Jahren zeichnete sich vielerorts eine Trendwende ab. Besonders spannend in Gebirgsregionen wie dem Aupatal sind die Auswirkungen der Amenity Migration und damit verbundene Instandhaltung bzw. -setzung von Häusern oder (Wieder-)Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen.

Die Auswirkungen dieser Trendwende stellen den Hauptgegenstand unserer Untersuchungen dar.