Landwirtschaft

1. EINLEITUNG
Vor dem Einsetzen der großen Abwanderungswelle zu Beginn des 20. Jahrhunderts sowie dem Strukturwandel in der Landwirtschaft Mitte des 20. Jahrhunderts, bewohnten das Aupatal bis zu 2.000 Menschen, die sich großteils autark versorgten. Große Teile des Tales wurden in dieser Zeit landwirtschaftlich genutzt, Holz als Brenn- und Baustoff stellte eine Mangelware dar – heute angesichts der ausgedehnten Waldflächen schwer vorstellbar (Nickles, 2017). Aufgrund der starken Zersplitterung der Flur,
erschwerter naturräumlichen Bedingungen sowie der Perspektiv- und Alternativlosigkeit der Jungen nahm die landwirtschaftliche Nutzung des Aupatals im Laufe der Jahrzehnte immer weiter ab. Dies führte zu einer starken Verbuschung und Verwaldung der Region. Landwirtschaft wird heute nur noch von wenigen im Tal betrieben, wodurch dieser eine untergeordnete Rolle zukommt. Jedoch übt die Landwirtschaft einen großen Einfluss auf das Landschaftsbild aus, was auch in Verbindung mit anderen Wirtschaftsbereichen, wie z.B. dem Tourismus, steht.
Ziel dieser Arbeit ist es einerseits, die aktuelle Situation der Landwirtschaft im Aupatal zu erheben. Auf Basis des Status Quo sollen dann mit Hilfe von Flächennutzungskartierungen ausgewählter Fraktionen und Abschnitte des Aupatals sowie der Gespräche mit Einheimischen zukünftige Potentiale für die Landwirtschaft aufgezeigt werden. Einschränkungen ergeben sich dabei einerseits durch die geringe Anzahl an Gesprächen mit Einheimischen, die im Bereich der Landwirtschaft tätig sind. Andererseits können betriebsinterne Strukturen und Gegebenheiten, die für eine Umsetzung bestimmter landwirtschaftlicher Nutzungen nötig sind, nicht berücksichtigt werden. Vielmehr handelt es sich hier um theoretisch vorstellbare Potentiale. Die Informationen über die vergangene sowie derzeitige landwirtschaftliche
Situation des Tales stammen hauptsächlich aus Gesprächen und Interviews mit Einheimischen.

Im folgenden Kapitel wird ein einführender Überblick über die Landwirtschaft im nördlichen Friaul gegeben. Danach folgen im nächsten Abschnitt limitierende Faktoren für die Landwirtschaft dieser Gegend. Kapitel vier beschäftigt sich konkret mit der Landwirtschaft im Aupatal. Dabei wird zunächst die Entwicklung der Landwirtschaft im Tal beschrieben. Danach wird die aktuelle landwirtschaftliche Situation dargestellt sowie anschließend zukünftige Potentiale der Landwirtschaft im Aupatal. Den Abschluss bildet das Fazit.

2. LANDWIRTSCHAFT IM NÖRDLICHEN FRIAUL
Während im gesamten Alpenraum durchaus verschiedene landwirtschaftliche Nutzungen festgestellt werden können, zeigen sich vor allem in den italienischen Alpen und im Besonderen in der Montagna Friulana große landwirtschaftliche Rückzugsbereiche. Die verbliebenen Agrarbetriebe sind durch ein hohes durchschnittliches Alter der Inhaber gekennzeichnet, was in der Folge vermehrte Hofaufgaben nach sich zog. Im Jahr 1990 lag der Anteil der Betriebsinhaber im Nordfriaul, die 45 Jahre und älter waren, weitestgehend bei mindestens 70 %. In diesem Gebiet zeichnet sich die Landwirtschaft, falls noch vorhanden, durch sehr kleine Betriebsstrukturen und eine hohe Parzellierung aus. Die landwirtschaftlichen Rückzugsgebiete sind außerdem durch eine Brachfläche von mindestens 72 % gekennzeichnet
(Tappeiner et al., 2006).
Landwirtschaftlich genutzte Flächen sind in der Montagna Friulana vor allem oberhalb der Talsohlen an geschützten Lagen zu finden und auch auf Überresten alter Terrassen (Steinicke, 1991). Charakteristisch für das Nordfriaul sind Schotterflachen, Waldgebiete und felsiger ̈ Untergrund (siehe Abb. 1).
So ist nur ein kleiner Teil des gesamten Gebietes landwirtschaftlich nutzbar. Die landwirtschaftliche Fläche wurde zudem durch den Bau der Autobahn weiter verkleinert (Steinicke, 1984).

Abb. 1: Blick von Mogessa di Quà Richtung Moggio Udinese.
Quelle: Seewald, 2017

Was zu den typischen Gegebenheiten des Bodens hinzu kommt, ist die klimatisch bedingte relativ tiefe Vegetationsgrenze, beispielsweise befindet sich der Weinbau im Nordfriaul an Hängen bis zu einer maximalen Höhe von 500 m. Auf die klimatisch bedingten Faktoren wird im späteren Verlauf der Arbeit noch näher eingegangen. Im Nordfriaul fehlen größere und intensiver kultivierte landwirtschaftliche Flächen (Steinicke, 1991).

3. LIMITIERENDE FAKTOREN FÜR DIE LANDWIRTSCHAFT IM NÖRDLICHEN FRIAUL
Limitierende Faktoren für die Landwirtschaft können in zwei Bereiche unterteilt werden: naturräumliche Gegebenheiten und kleinräumige Besitzstrukturen. Auf diese beiden Bereiche wird im Folgenden näher eingegangen.

3.1. Naturräumliche Gegebenheiten
Zunächst ein allgemeiner Überblick über das Klima im nördlichen Friaul. Kennzeichnend für das Friaul ist eine hohe Anzahl an Regentagen. Die durchschnittliche jährliche Niederschlagsmenge beläuft sich in der gesamten Region auf etwa 1.450 mm. Am südlichen Rand der Karnischen und Julischen Alpen treten regelmäßig intensive Regenfälle auf, die zu einer starken Erosion in höheren Höhenlagen führen. Diese Extremniederschläge sind charakteristisch für die Region (ARPA Friaul Julia Venezia, 2008). Die jährlich durchschnittliche Niederschlagsmenge des nordöstlichen Friauls liegt bei über 3.000 mm und stellt mitunter eine der höchsten Europas dar. Im Jahr 1960 wurde in der Region des Ucceatales (Nähe des Musizuges) ein jährlicher Niederschlag von über 4.600 mm aufgezeichnet (Cicogna, 2008). Der Grund für diese großen Niederschlagsmengen sind warm feuchte Luftmassen, die von den südlichen Küstengebieten des Friauls in den Norden strömen und dabei auf die Karnischen und Julischen Alpen sowie ihre Voralpen treffen. Durch den Aufstieg entlang des orographischen Hindernisses kühlen die Luftmassen ab, es kommt zu einer Kondensation, Wolkenbildung und in weiterer Folge zu hohen Niederschlägen in Form von Regen oder Schnee (Polli, 1971). Wie in Abbildung 2 zu erkennen ist, nehmen die Niederschlagsmengen innerhalb der Montagna Friulana von den Voralpen zum Inneren des Gebirges wieder ab. Aus der Abbildung 2 ist ebenfalls ersichtlich, dass die Jahresniederschlagsmengen abweichend vom europäischen Trend von Westen nach Osten ansteigen (Steinicke, 1991).
Die durchschnittliche Anzahl an Regentagen, an denen der Niederschlag bei über 1 mm liegt, beträgt in der Montagna Friulana knapp über 120 Tage im Jahr. Als regenreichster Monat gilt der November, in dem es bis zu 25 Regentagen kommen kann (Steinicke, 1991; ARPA Friaul Julia Venezia, 2008).

 

Abb. 2: Durchschnittlicher Jahresniederschlag des Friauls in mm (1961-2013).
Quelle: ARPA-FGV, 2014: 6

Einhergehend mit den starken Niederschlägen ist auch die Temperatur von erheblicher Bedeutung für die Landwirtschaft. Innerhalb der Region Friaul-Julisch Venetien ist eine verändernde Temperaturverteilung erkennbar. Je weiter ein Gebiet von der Adriaküste entfernt ist, desto kühler wird das Klima. In der untenstehenden Abbildung 3 ist die mittlere Jahrestemperatur der Region Friaul-Julisch Venetien zu sehen. Das nördliche Friaul zeigt sich in den Farben gelb bis dunkelblau, was eine durchschnittliche jährliche Temperatur von 2 bis 10° Celsius verdeutlicht. Diese niedrigeren Temperaturen werden zum einen von der Höhe beeinflusst, zum anderen auch von der Exposition, der allgemeinen Ausrichtung der Julischen und der Karnischen Alpen sowie der Einwirkung des fluvialen Systems (ARPA FVG, 2014).

Abb. 3: Jährliche mittlere Temperatur in Friaul-Julisch Venetien (1993-2013).
Quelle: ARPA FVG, 2014: 5

Mit steigender Höhe nehmen die gemessenen Temperaturen der Region rasch ab. Zudem wurden in der Gegend um Tarvis 120 Tage im Jahr gemessen, an denen die Temperatur unter dem Gefrierpunkt lag. Für die gesamte Region wurden im Durchschnitt 50 Tage unter 0° Celsius gemessen, in den Küstengebieten war die Anzahl der Frosttage kleiner 10 (Valussi, 1961). Diese kalten Tage sind wiederum repräsentativ für das geringe Potenzial der landwirtschaftlichen Nutzung des nördlichen Friauls, da sie die Vegetationsperiode stark eingrenzen.

Abb. 4: Klimatabelle und Wetterdaten von Dordolla.
Quelle: Climate Data, o.J.: o.S.

In Abbildung 4 werden Klimadaten von Dordolla dargestellt. Die monatlichen Durchschnittstemperaturen reichen von -2,2° Celsius im Januar bis zu 17,4° Celsius im Juli. Auffällig ist, dass mit steigender Temperatur der monatliche Niederschlag zunimmt, mit Ausnahme von Juli und November. Die mittlere Jahrestemperatur liegt in Dordolla bei 8,0° Celsius. Aus den Klimadaten lässt sich die Klimazone Cfb nach der Klassifikation von Köppen und Geiger festlegen, was bedeutet, dass Dordolla in einer Zone mit einem warmgemäßigtem, immerfeuchtem Klima mit warmen Sommern liegt (Climate Data, o.J.). Aus den Daten der obigen Abbildung 4 kann schließlich das folgende Temperaturdiagramm für Dordolla (siehe Abb. 5) abgeleitet werden:

Abb. 5: Temperaturdiagramm für Dordolla.
Quelle: Climate-Data, o.J.: o.S.

Die dünne rote Linie des Temperaturdiagramms für Dordolla zeigt den mittleren jährlichen Temperaturverlauf. Der hellrote Bereich, der die Linie umgibt, visualisiert den Schwankungsbereich. Die niedrige durchschnittliche Jahrestemperatur wird von der hohen Niederschlagsrate und der damit einhergehenden starken Bewölkung beeinflusst und sorgt so für eine „thermische Benachteiligung“ (Steinicke, 1991) des gesamten Gebiets. Die niedrigen Durchschnittstemperaturen im März und April beschränken die Vegetationsperiode der meisten Pflanzenarten, da eine mittlere Temperatur von >5° Celsius Voraussetzung für den Beginn der Vegetationszeit ist (Spektrum, 2000).
Zusätzlich zu den klimatisch bedingten Ungunstfaktoren der Montagna Friulana begrenzen auch naturräumliche Prozesse die landwirtschaftliche Inwertsetzung. Überschwemmungen können als Summe naturräumlicher Bedingungen und klimatischen Faktoren gesehen werden. Als Ursachen für die im nördlichen Friaul immer wiederkehrenden Überschwemmungen mit massiven Sedimenttransporten werden Starkregenereignisse in allen Einzugsgebieten, sehr steile Abhänge der Alpentäler, die hohe Verfügbarkeit von Sedimenten und der Wind, der gegen die Küste bläst und einen Abfluss verhindert, genannt (Tockner et al., 2003; Steuer, 1979 zit. nach: Tosolini, 1973). Speziell während der herbstlichen Starkregenereignisse kann der gesamte Talboden tagelang unter Wasser stehen. Aufgrund dieser Ereignisse
ist die landwirtschaftliche Inwertsetzung der Talböden bis heute noch äußerst gering. Durch den Bau der Autobahn verschwanden die letzten Möglichkeiten für Ackerbau im westlichen und mittleren Kanaltal. Zusätzlich wurde die Grünlandwirtschaft stärker in Hanglagen gedrängt (Steinicke, 1991; Steinicke, 1984).
Eine weitere Art von Naturgefahr der Region stellen Erdbeben dar. Wird der Werdegang der Ausbildung der Erdoberfläche betrachtet, so lassen sich für das Gebiet des Friauls erdgeschichtlich stark differenzierte Bewegungen feststellen. Die Bewegungen der afrikanischen Scholle gegen die europäische
Scholle bestehen heute noch und werden als unmittelbare Ursache für die Erdbeben im Friaul und am Balkan gesehen. Im Jahr 1976 war das Friaul von heftigen seismischen Aktivitäten gekennzeichnet.
Diese Ereignisse hatten verheerende Folgen in den Provinzen Udine und Pordenone. Eine Fläche von über 4.800 km2 und mehr als eine halbe Million Menschen waren unmittelbar betroffen. Nicht nur Wohnhäuser und Leben zahlreicher Menschen wurden zerstört, auch die Landwirtschaft erlitt durch
den Zusammenbruch von Ställen und Wirtschaftsgebäuden hohe Verluste an den Viehbeständen. Die Gesamtschäden wurden von der Regionalverwaltung auf über 5,6 Milliarden Euro geschätzt (Steuer, 1979).
Hänge in den Karnischen Voralpen und Alpen gelten auf Grund ihrer Felsstrukturen und den an ihnen wirkenden Erosionsvorgängen als extrem unstabil. Mitverantwortlich sind unter anderem hohe Temperaturschwankungen sowie hohe Niederschläge. Durch fluviale und glaziale Vorgänge entstanden viele äußerst steile Talseiten. Erdrutsche und Felsstürze häufen sich vor allem in den feuchten Jahreszeiten und verursachen immer wieder Schäden (Steuer, 1979 zit. nach: Tosolini, 1973; Steuer, 1979 zit.
nach: Lavori Pubblici, 1969).

Massenbewegungen stellen auf zwei Arten eine Limitierung für die Landwirtschaft dar. Zum einen können Felsstürze Gebäude und landwirtschaftliche Flächen unterhalb labiler Hänge unmittelbar bedrohen und die Bewirtschaftung durch die Ablagerung von Gesteinsbrocken erschweren. Zum anderen eignen sich Ablagerungsflächen und Schuttkegel durch ihre bodenspezifischen Eigenschaften nicht für eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung. Die Kombination aus steilen Hängen und hohen Niederschlagsmengen in den südlichen Kalkalpen führt zu einem schlecht entwickelten, nährstoffarmen Boden, der mitunter zu einem großen Defizit in dieser Region gezählt werden kann. Nach Norden exponierte Flächen sind durch die geringe Sonneneinstrahlung zudem oft vermoost und stark wassergesättigt, was sie als Futterweiden unbrauchbar macht.

3.2. Besitzstrukturen
Durch die im Friaul typische Realteilung der Erbschaft kam es zu einersehr kleinräumigen Parzellierung der Region. Der Erwerb von landwirtschaftlichen Flächen ist häufig mit Schwierigkeiten behaftet, da viele Eigentümer nicht mehr ansässig sind und eine Kontaktaufnahme zudem teilweise nicht möglich
ist. Oft sind die Flächen zu klein um einen lohnenswerten Nutzen daraus ziehen zu können und auch die administrativen Schritte überschreiten den finanziellen Aufwand für den Kauf. Die Bewirtschaftung der kleinen Flächen ist ebenso mit Herausforderungen verbunden. Durch die Flächengröße ist eine
maschinelle Bewirtschaftung oft nicht möglich, was den Arbeitsaufwand stark erhöht. Zusätzlich ist die Erreichbarkeit einiger Flächen erschwert, beispielsweise wenn diese inmitten anderer Parzellen liegen. Weidehaltung ist auf solchen kleinen Flächen durch den hohen Aufwand bei der Zaunerrichtung im Vergleich zur Flächengröße oftmals nicht wirtschaftlich, weshalb diese nur als Mähwiese genutzt werden können.

4. LANDWIRTSCHAFT IM AUPATAL
Nach dem regionalen Überblick über die Landwirtschaft im Friaulsowie den limitierenden Faktoren für die landwirtschaftlich Nutzung wird nun auf die Landwirtschaft im Aupatal im Speziellen eingegangen. Zunächst wird die Entwicklung der Landwirtschaft im Aupatal dargestellt. Danach folgt ein Überblick über die aktuelle Situation der Landwirtschaft. Nach der Darstellung des Status Quo werden zukünftige Potentiale und Möglichkeiten der Landwirtschaft sowie deren Grenzen aufgezeigt.

4.1. Entwicklung der Landwirtschaft im Aupatal
Das Aupatal wurde relativ spät besiedelt und war zunächst durch vereinzelte Schafbauern gekennzeichnet, welche als Hirten im Sommer durch das Tal zogen. Landwirtschaft erfolgte so großteils im Rahmen einer Transhumanz. Vor dem Einsetzen der großen Abwanderungswelle zu Beginn des 20. Jahrhundertssowie dem Strukturwandel in der Landwirtschaft Mitte des 20. Jahrhunderts, bewohnten das Aupatal bis zu 2.000 Menschen, die sich großteils autark versorgten (Nickles, 2017). Die Entsiedelung des Tales erfolgte laut den Befragten aufgrund der kleinräumigen Parzellierung der Landwirtschaft, der Perspektiv- und Alternativlosigkeit der Jungen sowie zu guter Letzt aufgrund des Erdbebens, verbunden mit Wiederaufbauprogrammen in der Ebene. Die in der Gegend traditionell übliche Realteilung führte zu einer extremen Zersplitterung der Flur, was die Landwirtschaft immer weniger ertragreich machte. Es wurde somit versucht, jeden Winkel zu nutzen, um zumindest die Selbstversorgung zu gewährleisten. So wurden damals über 90 % des Tales landwirtschaftlich genutzt. Ackerbau wurde oftmals in Form von Terrassen betrieben, damit die Äcker durch Regenfälle nicht zu stark erodiert werden. Zusätzlich wurden grobe Steine im Acker belassen, um der Erosion entgegenzuwirken und den Acker bei Starkregen zu schützen. Holz als Brenn- und Baustoff stellte eine Mangelware dar – heute angesichts der ausgedehnten Waldflächen schwer vorstellbar. Die Felder dienten früher hauptsächlich zur Heugewinnung, aufgrund des hohen Bewirtschaftungsaufwandes (naturräumliche Gegebenheiten, Größe, Erreichbarkeit) wurde die Nutzung nach dem Erdbeben in den 1970er Jahren großteils aufgegeben.

Die meisten Haushalte im Aupatal hielten früher ein oder zwei Kühe und bewirtschafteten kleine, dafür erforderliche Flächen. Traditionell wurden die Kühe ganzjährig im Stall gehalten, der sich im untersten Stockwerk eines Hauses befand. Milchviehwirtschaft stellte die vorherrschende Landwirtschaftsform dar. Die Produktion erfolgte meistens für die eigene Versorgung mit Lebensmitteln, das Einkommen stammte zum größten Teil aus anderen Beschäftigungen. Fiel überschüssige Milch an, wurde diese an
die dorfeigene „Latteria“ in Dordolla verkauft und dort weiterverarbeitet. Die Landwirtschaft stellte so häufig keine direkte Einkommensquelle dar, weshalb großteils nicht von traditionellen landwirtschaftlichen Betrieben in unserem Verständnis gesprochen werden kann. Somit ist die „Tradition der Landwirtschaft“ eine andere.
Um der rückgehenden Landwirtschaft entgegenzuwirken, wurden in den 1970er Jahren von der Regierung subventionierte Genossenschaftsställe gebaut, sogenannte „stalla sociale“. In diesen Ställen sollten alle Kühe einer Ortschaft zusammen gehalten werden, um die Produktion effizienter zu gestalten. Dieses Konzept hatte allerdings nie Erfolg, wodurch es zu leerstehenden und vom Verfall geprägten Ställen kam (Nickles, 2017).
Einerseits Ungunstfaktoren wirtschaftlichen und strukturellen Ursprungs, andererseits Abwanderung aufgrund fehlender Entwicklungspotentiale sowie ausreichender staatlicher Unterstützung nach Umweltkatastrophen, führten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dazu, dass sich zuerst der Grad der Flächennutzung verringerte und in einem zweiten Schritt durch die verbliebene Bevölkerung verknüpft mit ungeklärten Besitzverhältnissen, die vormals maximale potentielle landwirtschaftliche Fläche nicht mehr bewirtschaftet bzw. offen gehalten werden konnte (Bender & Kanitscheider, 2012). Im heutigen Stadium der Entwicklung verringert sich die potentielle landwirtschaftlich nutzbare Fläche durch Verbuschung und Verwaldung (siehe Abb. 6) mit der Zeit exponentiell weiter, wie anhand von Gesprächen und bei der Analyse von historischem Bildmaterial erkennbar war.

 

Abb. 6: Verbuschte, ehemalige landwirtschaftliche Nutzfläche im Aupatal.
Quelle: Seewald, 2017

4.2. Aktuelle landwirtschaftliche Situation
Bis heute hat sich die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe im Aupatal stark verringert. Zur Zeit gibt es insgesamt noch sieben landwirtschaftliche Betriebe. Anzumerken ist, dass die Landwirtschaft meistens nur nebenbei betrieben wird, eine grundlegende Einkommensquelle stellt diese nur für die wenigstens dar. Von landwirtschaftlichen Betrieben im engeren Sinne kann bei fünf Betrieben gesprochen werden. Milchviehhaltung, die früher den vorherrschenden Produktionszweig darstellte, ist heute in den Hintergrund
gerückt. Diese wird noch von drei Betrieben durchgeführt. Die Tiere werden zumindest vom größten Betrieb im Tal, der in Pradis di Sopra liegt und 20 Milchkühe umfasst, aufgrund der hohen Erosionsanfälligkeit ganzjährig im Stall gehalten, von den beiden anderen Betrieben liegen hierzu keine Informationen vor. Aufgrund der naturräumlichen Bedingungen sind für die Region kleinere Nutztiere, wie z.B. Schafe oder Ziegen, hinsichtlich ihres geringeren Gewichts besser geeignet. Schafhaltung wird von zwei Betrieben durchgeführt, Ziegenhaltung von einem. Weiters gibt es noch einen Betrieb mit Ochsenhaltung. Zusätzlich werden in der Region noch Truthähne gehalten, vermutlich jedoch von Privatperson, weshalb diese nicht zu landwirtschaftlichen Betrieben gezählt werden. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die zur Zeit vorhandenen landwirtschaftlichen Betriebe im Aupatal.

Tab. 1: Landwirtschaftliche Betriebe im Aupatal.
Quelle: eigene Darstellung nach Nickles, 2017

Wie bereits angesprochen, ist die Milchviehhaltung im Aupatal in den letzten Jahren in den Hintergrund gerückt und wird durch das verhältnismäßig hohe Alter der Betriebsbesitzer in Zukunft vermutlich weiter abnehmen. Im Folgenden sollen der Betrieb Nr. 4 in Grauzaria sowie der Betrieb Nr. 6 in Dordolla, die beide eine extensive Wirtschaftsweise verfolgen und laut unserer Auffassung ein großes Potential für die Zukunft darstellen, hervorgehoben und genauer beschrieben werden.
Der landwirtschaftliche Betrieb in Dordolla wird von der Familie Nickles im Vollerwerb bewirtschaftet. Beim Betrieb handelt es sich um einen extensiven Schafbetrieb. Dieser umfasst zwischen 30 und 35 Krainer Steinschafe, die pro Jahr zwischen 30 und 33 Lämmer bekommen. Zusätzlich gibt es am Betrieb zwei Esel sowie Bienen. Die Schafe werden entweder selbst verwertet oder verkauft, wobei zwischen Lammfleisch und Schafsalami unterschieden werden kann. Neben der Viehwirtschaft werden am Betrieb Gemüse, Hackfrüchte und Obst produziert, die vor allem dem Eigenbedarf sowie der Verköstigung von Gästen dienen. Die hauptsächliche Vermarktung der Produkte erfolgt über „Urlaub am Bauernhof“ durch die Verköstigung der Gäste. Die Eigenfläche des Betriebs umfasst insgesamt sieben Hektar Wiese, die in mehrere Parzellen aufgeteilt ist und vor allem für die Heuproduktion und als Weide genutzt wird. Das größte durchgehende Gebiet ist dabei rund einen Hektar groß. Zusätzlich zu diesen Eigenflächen hat Nickles rund 2,7 ha Wiese gepachtet und mäht rund fünf Hektar Wiese von Bekannten ab. Darüber hinaus hat er rund 3.000 m² Acker gepachtet und ca. drei Hektar Almweide. Dies spiegelt die starke Zersplitterung der Flur im Tal wider. Zur Zeit ist die Nachfrage an den Produkten des Betriebs größer als das Angebot, der Ausbau der Produktion gestaltet sich durch die bereits hohe arbeitszeitliche
Auslastung aber als schwierig (Nickles, 2017).
Der landwirtschaftliche Betrieb in Grauzaria wird von zwei Newcomern bewirtschaftet. Beim Betrieb handelt es sich um einen extensiven Milchziegenbetrieb, der rund 100 Ziegen umfasst. Aus der Ziegenmilch wird Käse produziert, der direkt vermarktet wird. Die Käseproduktion stellt die Haupteinnahmequelle des Betriebs dar. Um die Produktionsbedingungen zu verbessern, wurden vor kurzem ein neuer Stall sowie eine kleine Käserei gebaut. Zusätzlich wird Honig erzeugt und vermarktet. Während der Sommermonate befinden sich die Ziegen auf einer Alm. Probleme in der Ziegenhaltung auf der Alm ergeben sich vor allem durch die steigende Anzahl an Wölfen und Bären in der Region.
Während den Geländearbeiten hat sich gezeigt, dass vor allem Flächen innerhalb der Orte sowie in Ortsnähe heute noch landwirtschaftlich genutzt werden. Dies war sowohl in den Ortschaften im Aupatal der Fall als auch in den Monticello Dörfern. Auch in Moggessa di Quà wird noch ein geringer Flächenanteil als Weide genutzt. Gesamtbetrachtet werden die landwirtschaftlichen Flächen im Untersuchungsgebiet größtenteils als Mähwiesen und Weiden (siehe Abb. 7) genutzt. Zusätzlich gibt es Ackerflächen, Gemüsegärten (siehe Abb. 8) und Streuobstwiesen. Dabei handelt es sich sowohl um regelmäßig als auch sporadisch gepflegte Flächen. In den Ortskernen ist dabei die sehr kleine Parzellierung der Nutzflächen gut zu erkennen, weiter am Ortsrand liegende Flächen sind tendenziell größer. Zu
beachten ist, dass es sich bei Gemüsegärten vor allem um private, häusliche Nutzungen handelt und um keine landwirtschaftlichen im engeren Sinne.

Abb. 7: Mähwiese in Drentus.
Quelle: Seewald, 2017

 

Abb. 8: Gemüsegärten in Dordolla.
Quelle: Seewald, 2017

Ein großes Problem für die Landwirtschaft stellt, wie bereits angesprochen, die Realteilung dar. Die kleinen Parzellen weisen somit verschiedene Besitzer auf. Der Kauf, aber auch die Pacht solcher Flächen ist sehr schwierig, da Besitzer unter anderem oft nicht zu finden sind. In Pradis di Sotto und Pradis
di Sopra wird dieses Problem derzeit so gelöst, indem die meisten Flächen von einem Landwirt aus Pradis di Sopra gemäht werden, obwohl dieser die Flächen nicht besitzt oder pachtet. Über das Recht der Bewirtschaftung besteht nur eine mündliche Absprache, insofern die Besitzer bekannt sind. Da sich bis jetzt noch niemand darüber beschwert hat, kann die Bewirtschaftung so erfolgen, zukünftige Entwicklungen sind aber mit Unsicherheiten behaftet.
Aufgrund naturräumlicher Gegebenheiten und der kleinräumigen Parzellierung ist die Produktion landwirtschaftlicher Produkte mit einem hohen Arbeits- und Zeitaufwand verbunden. Die Produktionskosten können durch konventionelle Vermarktungsformen nicht gedeckt werden, weshalb alternative Vermarktungsformen notwendig sind. Die höchsten Gewinne können derzeit erzielt werden, indem die Produkte direkt am Hof veredelt und anschließend zur Verköstigung von Gästen verwendet werden.
Diese Art der Vermarktung wird aktuell von einem Landwirt (Kaspar Nickles) durchgeführt. Die Nachfrage an regionalen Produkten im Tal ist gering, aufgrund der Einwohnerzahl sowie der Tatsache, dass beinahe jeder einen großen Gemüsegarten besitzt. Trotz des hohen Arbeits- und Zeitaufwand in der Landwirtschaft, ist das Einkommen meistens zu gering, um davon leben zu können, da die Betriebsgrößen zu klein und die Erträge zu niedrig sind. Deshalb sind zusätzliche Einkommensquellen notwendig. Diese Einkommensquellen müssen mit den Arbeiten in der Landwirtschaft zeitlich, aber auch räumlich vereinbar sein. Eine Möglichkeit stellt der Tourismus dar, z.B. durch das Anbieten von Urlaub am Bauernhof. Die doppelte Arbeitsbelastung sowie die geringen Einkommen tragen aber sicherlich dazu bei, dass die Landwirtschaft für viele junge Menschen unattraktiv ist.

4.3. Zukünftige Potentiale der Landwirtschaft
In Anbetracht dessen, dass in früheren Zeiten über 90 % der Flächen im Aupatal landwirtschaftlich genutzt wurden, sind viele Flächen potentiell landwirtschaftlich nutzbar, wobei ein Großteil davon nur mit hohem Aufwand wieder nutzbar gemacht werden kann.
Um den Umfang von Potentialflächen für die landwirtschaftliche Nutzung zu ermitteln, wurden in einem ersten Schritt aus der Flächennutzungskartierung ausgewählter Fraktionen und Abschnitte des Aupatals alle Flächen extrahiert, die aktuell landwirtschaftlich genutzt werden. Dazu zählen folgende Flächennutzungsarten: Acker, Brache, (Gemüse-)Garten, Mähwiese, Streuobstwiese, Weide. Die Nutzungsart „Ziergarten“ wurde ausgeschlossen, da es sich hierbei vor allem um privat genutzte Flächen handelt und nicht um landwirtschaftliche Nutzflächen. Bei der Nutzungsart (Gemüse-)Garten war eine Unterscheidung zwischen privater und landwirtschaftlicher Nutzung oftmals nur schwer möglich, weshalb diese Nutzungsklasse hier den landwirtschaftlichen Nutzflächen zugeordnet wird. Der aktuellen Nutzung wurden anschließend jene Flächen zugeordnet, deren Pflegezustand den Klassen „regelmäßig gepflegt“ oder „sporadisch gepflegt“ entspricht. Die Gesamtfläche der aktuell landwirtschaftlich genutzten Fläche beträgt rund 248.400 m² (24,8 ha). Die Unterteilung der Flächengröße in die einzelnen
landwirtschaftlichen Nutzungsarten kann aus Tabelle 2 entnommen werden, Abbildung 9 zeigt den prozentualen Anteil einzelner Nutzungsarten an der Gesamtfläche.

Tab. 2: Aktuelle landwirtschaftliche Nutzfläche in m² und Prozent.
Quelle: eigene Darstellung, 2018

 

Abb. 9: Prozentualer Anteil einzelner landwirtschaftlicher Nutzungsarten an der gesamten Kartierfläche. Quelle: eigene Darstellung, 2018

In einem zweiten Schritt wurden aus der Gesamtkartierung jene Flächen extrahiert, die potentiell landwirtschaftlich nutzbar sind. Dazu zählen alle landwirtschaftlichen Nutzflächen (gemäß des 1. Schritts), die dem Pflegezustand „leicht verbuscht“ oder „stark verbuscht“ entsprechen. Die Gesamtfläche der potentiell landwirtschaftlichen nutzbaren Flächen beträgt ca. 164.700 m² (16,5 ha). Tabelle 3 gibt einen Überblick über potentielle landwirtschaftliche Nutzflächen, Abbildung 10 zeigt den prozentualen Anteil
leicht und stark verbuschter Flächen an der Gesamtfläche der potentiellen landwirtschaftlichen Nutzfläche.

Tab. 3: Anteil potentieller landwirtschaftlicher Nutzflächen unterteilt nach Pflegezustand. Quelle: eigene Darstellung, 2018


Abb. 10: Prozentualer Anteil leicht und stark verbuschter Flächen an der potentiellen landwirtschaftlichen Nutzfläche im Aupatal.
Quelle: eigene Darstellung, 2018

Um einen Überblick über mögliche Nutzungsarten der in Schritt zwei ermittelten Flächen zu bekommen, wurde die Hangneigung der potentiellen landwirtschaftlichen Nutzflächen berechnet. Dabei erfolgte eine Einteilung in vier Klassen (siehe Tabelle 4). Flächen mit einer Neigung bis zu 15° werden der
Klasse „flach“ zugeordnet. Diese ermöglichen durch ihre geringe Neigung eine landwirtschaftliche Bewirtschaftung sowie Bebauung und können mit normalen Maschinen bearbeitet werden. Flächen mit einer Neigung von 15-30° werden der Klasse „steil“ zugeordnet. Diese können landwirtschaftlich nur
noch mit Spezialmaschinen bzw. in Handarbeit bewirtschaftet werden, je steiler die Flächen werden, desto dominanter wird die forstwirtschaftliche Nutzung. Die Neigung von rund 30° stellt zusätzlich einen Schwellenwert in Bezug auf die Standfestigkeit von Tonen und Schotter dar. Der Neigungsbereich zwischen 30° und 60° wird der Klasse „sehr steil“ zugeordnet. Diese Flächen sind für eine wirtschaftliche Nutzung so gut wie ausgeschlossen. Die Neigung von ca. 54° gilt als Grenze für die Begehbarkeit.
Flächen ab einer Neigung von mehr als 60° fallen in die Klasse „sehr steil bis senkrecht“. Dabei wird eine Neigung von 60° als Grenze der Begrünbarkeit angegeben (Söhngen 1976; Tamme et al., 2003).

Tab. 4: Übersicht der Einteilung der Hangneigungsklassen.
Quelle: Söhngen, 1976: 26

In Tabelle 5 sowie den Abbildungen 11 und 12 wird die Hangneigung der potentiellen landwirtschaftlichen Nutzflächen dargestellt. Dabei wird zwischen leicht und stark verbuschten Flächen unterschieden. Bei den leicht verbuschten Flächen zeigt sich, dass ein hoher Anteil (knapp 50 %) in der Neigungsklasse flach liegt. In die Klasse steil fallen rund 45 %. Die Klasse sehr steil ist mit einem Anteil von 5,3 % gering vorhanden. Flächen mit einer Neigung von über 60° liegen nicht vor. Das zeigt, dass eine landwirtschaftliche Nutzung bei einem Großteil der Flächen möglich wäre. Aufgrund der leichten Verbuschung hält sich der Arbeitsaufwand für die Rekultivierung in Grenzen. Bei den sehr steilen Flächen erscheint eine Rekultivierung wirtschaftlich nicht lohnenswert. Bei den stark verbuschten Flächen fällt rund ein Viertel in die Neigungsklasse flach. Fast die Hälfte der Flächen entspricht der Klasse steil. Eine sehr steile Neigung ist ebenso auf mehr als einen Viertel der Flächen zu finden. Ein verschwindend geringer Anteil weist eine Hangneigung von über 60° auf. Hierbei kann festgestellt werden, dass sich eine Rekultivierung aufgrund des hohen Arbeitsaufwandes vermutlich nur bei flachen Flächen lohnen wird. In Ausnahmefällen kann dies auch auf steile Flächen zutreffen,
dafür wären aber Einzeluntersuchungen notwendig. Sehr steile Flächen und Flächen mit einer Neigung von über 60° sind für eine landwirtschaftliche Nutzung ausgeschlossen. Zusätzlich kann festgestellt werden, dass die landwirtschaftliche Nutzung bei Flächen mit einer geringeren Neigung später aufgegeben wurde. Das zeigt sich unter anderem am Anteil der Flächen der Klasse sehr steil, deren Fläche bei stark verbuschten Gebieten deutlich höher ist. Ebenso wird das ersichtlich am hohen Anteil von flachen Flächen in leicht verbuschten Gebieten. Wie hoch der Aufwand für eine Rekultivierung ist, hängt auch stark von der derzeitigen Art des Bewuchses ab. Die Rekultivierung von Flächen mit Haselnusssträuchern ist beispielsweise mit einem sehr hohen Arbeitsaufwand verbunden. Laut den Aussagen von Nickles vor Ort müsste der gesamte Wurzelstock entfernt werden, da bei alleinigem Abschneiden der Stämme die Sträucher nach kürzester Zeit wieder austreiben würden. Dies ist verbunden mit einem sehr hohen Zeit- und Kostenaufwand auf steilen Flächen nicht rentabel. Die Rekultivierung anderer verbuschter Flächen ist gegebenenfalls mit weniger Aufwand verbunden. Bei diesen Analysen muss zusätzlich die die kleine Parzellierung immer beachtet werden. Durch diese ergeben sich vielfach Einschränkungen in der Bewirtschaftung.

Tab. 5: Prozentualer Anteil der Hangneigung leicht und stark verbuschter Flächen. Quelle: eigene Darstellung, 2018

 


Abb. 11: Hangneigung leicht verbuschter Flächen im Aupatal in Prozent.
Quelle: eigene Darstellung, 2018


Abb. 12: Hangneigung stark verbuschter Flächen im Aupatal in Prozent.
Quelle: eigene Darstellung, 2018

Auf Basis der Auswertung der Flächennutzungskartierung sowie den Gesprächen vor Ort kann festgestellt werden, dass extensive Wirtschaftsformen das größte Potential für die Landwirtschaft im Aupatal
darstellen. Das ergibt sich aus zwei Hauptgründen. Einerseits sind landwirtschaftliche Erträge aufgrund der naturräumlichen Gegebenheiten des Tals relativ gering. Andererseits ergeben sich aus der kleinen Parzellierung der landwirtschaftlichen Nutzflächen viele Herausforderungen in der Bewirtschaftung, wie z.B. in der maschinellen Nutzungsmöglichkeit oder der Zugänglichkeit. Zudem weisen die landwirtschaftlichen Betriebe eine kleine Betriebsgröße auf. Das führt dazu, dass es zu einem hohen Aufwand kommt, die Erträge aus der Landwirtschaft im Vergleich zu Betrieben in Gunstlagen aber gering sind. Konventionelle Formen der Landwirtschaft bieten daher nicht die Möglichkeit konkurrenzfähig zu wirtschaften. Extensive Wirtschaftsformen führen hingegen zu einem geringeren Arbeits- und Zeitaufwand, weshalb der Gesamtaufwand im Vergleich zum Ertrag abnimmt. Zusätzlich ergibt sich der geringste bürokratische Aufwand in Relation zu den kleinen Betriebsgrößen. Extensive Wirtschaftsweisen werden im Tal bereits von Nickles in Form der extensiven Schafhaltung (siehe Abb. 13) sowie beim
Ziegenbetrieb in Grauzaria durchgeführt. Extensive Viehwirtschaft geht meistens mit einer Grünlandwirtschaft einher.


Abb. 13: Schafweide im Aupatal. Quelle: Seewald, 2017

Weitere Formen der extensiven Wirtschaftsweise wären durchaus denkbar. Dabei könnte es einerseits zu einer weiteren Steigerung der bestehenden Schaf- bzw. Milchziegenwirtschaft kommen. Andererseits sind auch weitere Produktionsformen, wie z.B. Kitzfleisch, möglich. Dies könnte durch eine Vergrößerung der bereits bestehenden landwirtschaftlichen Betriebe erfolgen oder durch neue Betriebe. Landwirtschaftliche Nutzflächen sind im Gebiet, wie aus der Kartierung entnommen werden kann, vorhanden.
Die Haltung von Wiederkäuern spielt eine große Rolle um der Verbuschung und Verwaldung landwirtschaftlicher Nutzflächen entgegenzuwirken. Durch das Abgrasen der Flächen wird das Aufkommen von Sträuchern und Bäumen in Folge von Bissschäden verhindert. Der große Vorteil von Schafen und Ziegen besteht darin, dass diese aufgrund ihres geringeren Gewichts im Vergleich zu beispielsweise Rindern, die es früher in der Region hauptsächlich gab, auf den steilen und erosionsanfälligen Böden gehalten werden können. Wichtig dabei ist, dass es sich um standortangepasste Rassen handelt,
die an die Gegebenheiten der Region angepasst sind. Die extensive Fleischproduktion (Schafe, Ziegen) weist zusätzlich den Vorteil auf, dass abgelegene Almgebiete genutzt werden können. Für die Milchproduktion
würden sich hingegen aufgrund der oftmals fehlenden Stromversorgung große Arbeitserschwernisse ergeben, sowohl beim Melken als auch bei der Veredelung der Produkte.
Um bei extensiven Produktionsweisen ein ausreichendes Einkommen erwirtschaften zu können, sind vielfach alternative Vermarktungsformen notwendig. Während der Exkursion im Aupatal hat sich gezeigt, dass die Vermarktung über Urlaub am Bauernhof eine gute Möglichkeit darstellt. Durch die Verköstigung der Gäste mit veredelten Produkten direkt am Hof können die höchsten Einkommen erzielt werden. Auch Direktvermarktung, wie sie vom Ziegenbetrieb in Grauzaria durchgeführt wird, stellt eine Möglichkeit dar, aufgrund des geringen Kundenkreises ist diese jedoch mit Herausforderungen
verbunden. Kooperationen in der Produktion und Vermarktung mit anderen Betrieben wird aufgrund der geringen Anzahl im Tal sowie anderer Betriebsausrichtungen als schwierig bzw. nicht umsetzbar angesehen, wie im Rahmen von Gesprächen mit Einheimischen herausgefunden werden konnte. Die Möglichkeiten in der Umsetzung alternativer Vermarktungsarten stehen in engem Zusammenhang mit arbeitszeitlichen Kapazitäten und sind daher stark betriebsabhängig. Aus Interviews mit Einheimischen konnte entnommen werden, dass viele alternative Vermarktungsarten im Aupatal aufgrund der geringen Einwohnerzahl schwierig bzw. nicht möglich sind. Als weiterer hemmender Faktor wurde der oftmals hohe zusätzliche Arbeitsaufwand angegeben. Häufig werden jedoch auch zusätzliche Einkommensquellen
zur Landwirtschaft nötig sein, um ein ausreichendes Einkommen zu erwirtschaften, was wiederum zu einer erhöhten Arbeitsbelastung führt.
Die Größe und Verteilung potentieller Acker- und Gartenbauflächen im Tal zeigt, dass diesen beiden Wirtschaftsformen eine untergeordnete Rolle zukommt. Hierbei liegt das Potential im Bereich der Selbstversorgung, eine Vermarktung ist aufgrund der geringen Erträge vermutlich nicht wirtschaftlich. Um mit den klimatischen Situationen umzugehen, eigenen sich vor allem regionale Sorten. Aus Gesprächen mit der Bevölkerung konnte entnommen werden, dass der Anbau solcher Sorten in den letzten Jahrzehnten stark zurückging, was als negative Entwicklung angesehen wird. Der verstärkte Anbau heimischer und standortangepasster Sorten könnte sowohl im Acker- als auch im Gartenbau ein Potential für die nächsten Jahre darstellen. Auch im Obstbau liegt das Potential im Bereich der Selbstversorgung.
Die Aufrechterhaltung dieser Bereiche kann zusätzlich zu einer Produktionsdiversifizierung beitragen und sich so positiv auf die Landwirtschaft auswirken. Wird eine Vermarktung dieser Produkte angestrebt, bieten wahrscheinlich Nischenprodukte das größte Potential. Um solche Nischenprodukte zu finden, sind spezifische betriebsinterne und betriebsexterne Analysen notwendig, die im Rahmen dieser Arbeit nicht durchgeführt werden können, unter anderem aufgrund fehlender betriebsinterner Informationen.
Ein Interview mit Kaspar Nickles ergab, dass die Nachfrage an seinen Produkten zur Zeit größer ist als das Angebot. Dies zeigt das Potential der Landwirtschaft und bestätigt die Möglichkeit für weitere landwirtschaftliche Betriebe. Nickles selbst äußerte auch den Wunsch nach mehr Produktion. Aus diesem Grund arbeitet er an einem neuen Projekt in Moggio Udinese. Da es die Bauvorschriften und die Parzellierung nahezu unmöglich machen einen eigenen Stall zu bauen, will Nickles einen der leerstehenden Ställe am Talausgang nutzen. Dort möchte er zusammen mit vier Partnern 120 Schafe halten, um deren Fleisch zu verarbeiten und anschließend in einer Art Imbiss am Alpe-Adria-Radweg zu vermarkten. Dazu gründete er zusammen mit seinen Partnern aus der Umgebung eine Genossenschaft und kaufte einen seit 40 Jahren leerstehenden Stall mit rund 12 ha Fläche, aufgeteilt in zwei Teile, in Ovedasso. Im Gespräch zeigte sich, dass der Wunsch nach einer Partnerschaft bereits lange bestand, in Dordolla selbst aus wirtschaftlichen Gründen aber keine geeigneten Partner zu finden sind. Der Ausbau der Genossenschaft wäre aus unserer Sicht eine weitere Möglichkeit zur Steigerung der landwirtschaftlichen Tätigkeit, jedoch ist das Finden von geeigneten Partnern, wie von Nickles angemerkt, schwierig.

5. FAZIT
Die Landwirtschaft im Aupatal ist mit vielen Herausforderungen verbunden, die vor allem auf naturräumliche Gegebenheiten und die kleinräumigen Besitzstrukturen zurückzuführen sind. Aufgrund dessensowie der massiven Abwanderung nahm die landwirtschaftliche Nutzung des Tals in den letzten
Jahrzehnten stark ab. Heute wird Landwirtschaft im Aupatal nur noch von wenigen Personen betrieben, die Haupteinnahmequelle stellt diese nur für die wenigsten dar. Dies führte zu einer starken Verbuschung und Verwaldung der Region, was sich wiederum auf andere Wirtschaftsbereiche, wie z.B. den Tourismus, auswirkt.
Im Laufe der Geländearbeiten sowie den Gesprächen mit Einheimischen hat sich gezeigt, dass extensive landwirtschaftliche Produktionsformen das größte Potential für die Landwirtschaft der Region darstellen. Diese stehen meistens in Verbindung mit alternativen Vermarktungsformen. Die zukünftige
Entwicklung der Landwirtschaft im Aupatal ist zu einem großen Teil davon abhängig, ob Personen dazu bereit sind, Landwirtschaft mit diesem hohen Arbeits- sowie Zeitaufwand und geringem Einkommen zu betreiben. Auch wenn hier potentielle Möglichkeiten für die Landwirtschaft im Aupatal aufgezeigt wurden, wird diese auch in Zukunft mit großen Herausforderungen verbunden bleiben, deren Relevanz für die Region und das Landschaftsbild bleibt aber bestehen.

6. LITERATURVERZEICHNIS
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