Demographische Entwicklung

Um die Bevölkerungsentwicklung im Val Aupa nachzuvollziehen, wurden im Folgenden zwei
unterschiedliche Quellen herangezogen: Die offizielle Statistik der ISTAT und deren
Bevölkerungsdaten sowie die während des Feldaufenthalts in Interviews erworbenen Informationen
zur demographischen Entwicklung der einzelnen Dörfer.
Die demographische Entwicklung im Val Aupa verläuft zu großen Teilen ähnlich dem Verlauf in der
gesamten Montagna Friulana. Die am südlichen Talausgang gelegene Hauptgemeinde Moggio
Udinese verzeichnete seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1871 mit 4709 die höchste
Einwohnerzahl im Jahr 1921. Seither nimmt die Bevölkerungszahl in unterschiedlichen Etappen, aber
vor allem seit den 1950er Jahren stetig ab und liegt im Jahr 2016 bei 1708. Dieser Trend ist auch in
den kleineren Dörfern und Weilern des Val Aupa zu erkennen. Die wichtigsten Gründe für diese
Entsiedelung stellen die fehlenden wirtschaftlichen Perspektiven sowie die schlechte lokale
Infrastruktur dar, welche zu Fortzügen in die friulanische Ebene oder andere Gebiete führten. Als
entscheidendes Ereignis kann auch das Erdbeben 1976 angeführt werden, nach welchem große
Bevölkerungsteile die entlegenen Täler und Dörfer verlassen hatten und seither nicht wiedergekehrt
sind.
Abbildung 1 stellt die Bevölkerungsentwicklung der gesamten Gemeinde Moggio Udinese für den
Zeitraum 1871-2017 dar.


Abbildung 1: Bevölkerungsentwicklung der Gemeinde Moggio Udinese im Zeitraum 1871-2017 (eigene Darstellung nach
Gemeinde Moggio Udinese 2017)

Abbildung 2: Bevölkerungsentwicklung des Ortes Moggio Udinese im Zeitraum 1998-2016 (eigene Darstellung nach Gemeinde Moggio Udinese
2017)

In Abbildung 2 ist die Entwicklung des Ortes Moggio Udinese ohne die der Gemeinde zugehörenden
Weiler zu erkennen. Laut den statistischen Daten gab es einen leichten Bevölkerungsanstieg bis 2001
und anschließend nimmt die Bevölkerung im Ort tendenziell ab und liegt im Jahr 2016 bei 1414
Einwohnern.
Die Bevölkerungsdaten der einzelnen Dörfer seit 1998 spiegeln größtenteils diese Tendenzen wider.
So kam es in 13 der 25 Dörfer in den letzten 20 Jahren zu teilweise drastischen
Bevölkerungsabnahmen, während sechs eine Stagnation und die restlichen sechs eine
Bevölkerungszunahme verzeichneten. Die demographischen Entwicklungen der 25 Dörfer und Weiler
wurden im Folgenden in verschiedene Kategorien unterteilt, aus welchen sich drei unterschiedliche
Gruppen ergaben, welche in Tabelle 1 zusammengefasst sind.

Tabelle 1: Gruppierung der Dörfer und Weiler nach der Bevölkerungsentwicklung (eigene Darstellung)

Im Folgenden sollen die unterschiedlichen Gruppen einzeln betrachtet werden. Die
jeweiligen Bevölkerungsdiagramme der unterschiedlichen Kategorien sollen die Entwicklung
der einzelnen Dörfer visualisieren.
Gruppe 1


Abbildung 3: Gruppe 1: Bevölkerungsabnahme (eigene Darstellung nach Gemeinde Moggio Udinese 2017)

Die in Abbildung 3 dargestellten demographischen Entwicklungen im Aupatal weisen seit 1998 eine
Abnahme der Bevölkerungszahl und eine anschließende Stagnation auf. Dazu zählen neben kleineren
Weilern wie Gallizis, Culos, Belcis und Plan di Bevorchians auch die größeren Dörfer Pradis, Grauzaria
und Dordolla. Dabei sind unterschiedliche Wendepunkte erkennbar. In Pradis nimmt die
Bevölkerungszahl bis 2005 stark ab und stagniert seither. Laut Aussagen von Dorfbewohnern leben
davon zurzeit 47 Menschen in Pradis di Sopra. Zudem gab es in den letzten Jahren keinen
nennenswerten Zu- oder Wegzug. Die dort lebenden Menschen sind alle einheimisch und haben ihre
Wurzeln dort. Seit kurzer Zeit hat eine Familie aus der Schweiz einen Ferienwohnsitz. Genaue
Angaben, ob diese ein Haus gekauft haben, oder durch Erbschaft aus der Familie dorthin gekommen
sind, konnte bei der Feldforschung nicht in Erfahrung gebracht werden. Betrachtet man die
Bevölkerungsdaten der Gemeinde, ist erkennbar, dass die Familie aus der Schweiz dort nicht
gemeldet ist. In Pradis di Sotto sind laut den Bewohner die meisten Besitzverhältnisse ungeklärt, was
den Zuzug für neue Bewohner erschwert. Im Gegensatz zu Pradis dauern die Bevölkerungsverluste in
Dordolla bis 2011 an und stagnieren seither mit kleineren Veränderungen. Problematisch ist dabei,
dass die meisten Bewohner Dordollas Pensionisten sind, weshalb eine natürliche
Bevölkerungszunahme unwahrscheinlich ist. Jedoch ist die Bar ein entscheidender Faktor für den
Bevölkerungszuwachs. Dieser ist allerdings in den Bevölkerungsdaten nicht zu erkennen, da viele
zugezogene Personen sich vor Ort nicht offiziell anmelden. Grauzarias Bevölkerungsabnahme seit
1998 ist im Vergleich weniger stark, hält dafür aber auch bis 2013 an, bevor sich die
Bevölkerungsentwicklung einpendelt. In den Dörfern Gallizis, Belcis und Plan di Bevorchians, die zur
Streusiedlung Bevorchians gehören, leben 20 bis 25 Personen. In einem Interview vor Ort konnte in
Erfahrung gebracht werden, dass aktuell 7 bis 8 Witwen im Ort leben und es einen Amenity Migrant
aus Frankreich gibt. 1952 lebten dort noch 85 Kinder. Außerdem gehören zwei Häuser in der Ortschaft einem Ehepaar aus Triest und zwei Familien haben die alte Dorfschule gekauft und wollen
diese in naher Zukunft renovieren, um das Dorf neu zu beleben.
Insgesamt sind die Bevölkerungsabnahmen durch, die gesamte Montagna Friulana betreffenden,
Entsiedelungstendenzen erklärbar. Die teilweise anschließende Stagnation lässt sich durch den Zuzug
von Newcomern und den damit auftretenden touristischen und wirtschaftlichen Verbesserungen
erläutern. Im Falle des Weilers Gialloz fällt die Bevölkerungszahl im Jahr 2011, in Fassoz im Jahr 2013.
Seither stagniert die Entwicklung. Die demographischen Entwicklungen sind allerdings aufgrund der
extrem niedrigen Einwohnerzahl als nicht signifikant einzustufen. Für Cjampiui können 2003 und
2013 zwei entscheidende Bevölkerungsabnahmen festgestellt werden. In Gravons fällt die
Bevölkerungszahl im Jahr 2010 auf 0 ab. Gut nachzuvollziehen ist diese Entwicklung an der
Bevölkerungszahl Chiarandas, welche 2001 den höchsten Wert aufweist, in den folgenden Jahren
abnimmt und 2016 den tiefsten Wert dieser Zeitreihe erreicht. 2017 stieg die Bevölkerung wieder
leicht an. Diese Daten sind allerdings mit Vorsicht zu bewerten, da während eines Interviews vor Ort
bekannt wurde, dass derzeit nur etwa acht Personen dauerhaft in Chiaranda wohnen.

Gruppe 2


Abbildung 4: Gruppe 2: Bevölkerungsstagnation (eigene Darstellung nach Gemeinde Moggio Udinese 2017)

Die in Abbildung 4 dargestellten demographischen Entwicklungen seit 1998 weisen
Bevölkerungsstagnationen auf. Die Bevölkerungszahl in allen zugehörigen Weilern fällt dabei
zwischen 1998 und 2017 um nicht mehr als 3 Personen. Mogessa di Là weist eine relativ konstante
Bevölkerungszahl auf, welche allerdings durch eine zwischenzeitliche Bevölkerungszunahme und –
abnahme unterbrochen wird. In Interviews vor Ort konnte herausgefunden werden, dass es in
Mogessa di Là in den letzten Jahren zu saisonalen Bevölkerungszunahmen kam, die sich allerdings in
den offiziellen Statistiken nicht widerspiegeln. Zudem sollen diese saisonalen Bewohner bereits
pensioniert sein. Der letzte dauerhafte Bewohner ist 2016 ins Altersheim gekommen, was in den
Statistiken jedoch nicht zu erkennen ist. Im Jahr 1951 beträgt die Bevölkerungszahl des Dorfes noch
77 Einwohner (Cede, Steinicke 2007). Die meisten Wegzüge erfolgten aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Perspektiven. Zwei Häuser im Dorf gehören zwei Personen, die aus Görz stammen
und meistens im Sommer und am Wochenende da sind. Diese beteiligen sich aber nur mäßig am
Dorfleben bzw. der Instandhaltung des Dorfes. Bei den Befragungen in Saps kam jedoch heraus, dass
dort ganzjährig fünf Familien leben und im Sommer sogar bis zu 20 Menschen. Bei diesen Menschen
handelt es sich meistens um die Familien der Pensionisten, die dorthin kommen, um sich um diese zu
kümmern. Die Wochenendbewohner arbeiten in der Papierfabrik in Moggio-Udinese. Laut den
Angaben eines Befragten ist ein Österreicher dabei, etwas Ähnliches wie Tiere Viere zu errichten. Er
will die touristische Infrastruktur in Saps verbessern und Ziegenställe errichten. Dieser kommt
allerdings nur alle zwei Monate nach Saps, weshalb der Befragte denkt, dass es unmöglich sein wird,
das Vorhaben umzusetzen. Zudem leben keine Kinder im Ort. Nach dem Erdbeben 1976 sind keine
neuen Familien nach Saps gezogen.

Gruppe 3


Abbildung 5: Bevölkerungszunahme (eigene Darstellung nach Gemeinde Moggio Udinese 2017)

Die in Abbildung 5 dargestellten demographischen Entwicklungen seit 1998 weisen eine
Bevölkerungszunahme auf. In Drentus kann diese vor allem seit 2004 beobachtet werden, in den
Monticello Dörfern in verschiedenen Etappen seit 2000. In Pacol de la Cite und Morolz steigt die
Bevölkerungszahl im Jahr 2009, in Vurins erst 2015. In Drentus ist diese Zunahme durch den Zuzug
von Newcomern erklärbar. Fünf davon haben ihren Wohnsitz das ganze Jahr über in Drentus und die
beiden anderen Bewohner haben dort einen Ferienwohnsitz. In den anderen Dörfern kam es vor
allem durch neu entstandene Zweitwohnsitze zu einem Bevölkerungszuwachs. In Mogessa di Quà
steigt die Einwohnerzahl im Jahr 2006 auf einen Bewohner an. In den Befragungen vor Ort kam
heraus, dass mindestens zwei Bewohner öfter im Ort sind, jedoch lebt seit mindestens 14 Jahren
keiner mehr dauerhaft im Ort. In Morolz, wo 1951 noch 36 Personen dauerhaft lebten (Cede,
Steinicke 2007) gibt es aktuell einen dauerhaften Bewohner, jedoch stellen den größeren Anteil
Freizeit- und Zweitwohnsitze dar, welche zur Revitalisierung der Monticello-Dörfer beitragen. Dies
kann vor allem in Badiuz (Vurins) beobachtet werden, wo 1951 noch 26 Einwohner zu verzeichnen
waren (Cede, Steinicke 2007) und es aktuell keinen dauerhaften Bewohner gibt. In diesen Dörfern ergeben sich Schwierigkeiten beim Erwerb von Häusern und Grundstücken, die wiederum mit der
Realteilung in Verbindung stehen. Daraus resultieren oft lange Zeiten, bis ein Haus gekauft und eine
Vorstellung umgesetzt werden kann. In Borgo di Mezzo, einem der Monticello-Dörfer, leben aktuell
zwei ältere Personen, wovon eine Person dauerhaft dort lebt. Die restlichen Häuser stellen Ferienoder
Zweitwohnsitze dar, welche nicht in den Statistiken aufgeführt sind. Die Feldforschungen haben
also ergeben, dass es auch zeitweise mehrere Bewohner dort gibt. In den Befragungen kam zudem
heraus, dass einige Pensionisten aus der Schweiz, Frankreich oder Deutschland zurück ins Val Aupa
kommen um ihre Wurzeln wieder zu finden.
In Abbildung 6 ist die Lage der einzelnen Fraktionen und Weiler der Gemeinde Moggio Udinese sowie
die Entwicklung von 1998-2017 und die aktuelle Bevölkerungszahl (Stand: Mai 2017) dargestellt.


Abbildung 6: Bevölkerungsentwicklung der Dörfer und Weiler der Gemeinde Moggio Udinese (eigene Darstellung nach
Gemeinde Moggio Udinese 2017)

Die Siedlung mit mehr als 50 Einwohner im Jahr 2017 im Val Aupa (ohne Moggio, Campiolo und
Ovedasso) ist Pradis mit 65 Einwohnern. Die Fraktion liegt am Taleingang und lässt sich in Pradis di
Sotto am Talboden und Pradis di Sopra, einer höher gelegenen Ortschaft, aufgliedern.
Siedlungen mit einer Einwohnerzahl zwischen 26 und 50 Einwohner sind Dordolla (49), der Hauptort
des mittleren und hinteren Tales sowie Grauzaria (30). Beide Dörfer liegen ca. in der Mitte des Tales,
wobei Dordolla erhöht auf einer Moräne liegt und Grauzaria nahe am Talboden.
Fraktionen mit 11-25 Einwohner sind Chiaranda (25) nördlich von Pradis und Gallizis (11), ein Weiler
in der Streusiedlung Bevorchians im Talschluss. Ebenfalls in Bevorchians liegt Saps (7), ein Weiler mit
einer Einwohnerzahl zwischen 6 und 10 Einwohnern. Zu dieser Kategorie gehören auch Drentus (7),
ein Weiler ca. 15 Gehminuten südlich von Dordolla auf ähnlicher Höhe gelegen, und Zais (6), ebenso
südlich von Dordolla, aber auf Höhe des Talbodens gelegen.
Die meisten der Siedlungen des Val Aupas haben unter 5 Einwohner:
– die zur Streusiedlung Bevorchians gehörenden Weiler Belcis (5), Cjampiui (1), Gialloz (1),
Culos (2), Plan di Bevorchians (4), Pacol de la Cite (1);
– die im Hochtal zwischen den Bergen Creta Grauzaria und Monticello gelegenen Weiler Vurins
(1), Monticello (in anderen Daten als Borgo di Mezzo bezeichnet, 2) und Morolz (1);
– der Weiler Virgulins (1) in direkter Nachbarschaft zur Siedlung Drentus sowie
– die beiden Dörfer Moggessa di Là (1) und Moggessa di Quà (1) in einem nicht
verkehrstechnisch angebundenen Nebental des Val Aupas liegend, welches sich vom Hochtal
zwischen der Creta Grauzaria und dem Monticello in Richtung Südwest erstreckt.
In direkter Nachbarschaft zu Moggessa di Là und Moggessa di Quà liegt Stavoli, eine Ortschaft die
schon zu Beginn der Datenreihe 1998 keine Einwohner mehr hat. Hier ist der Bevölkerungsrückgang
gegenüber 1951 besonders dramatisch, da zu dieser Zeit noch 132 Personen in Stavoli gewohnt
haben (Cede, Steinicke 2007). Siedlungen die im Zeitraum der Datenreihe 1998-2017 ihre Einwohner komplett verloren haben sind Fassoz am Talgrund westlich von Dordolla gelegen sowie die zur Streusiedlung Bevorchians im Talschluss gelegenen Weiler Gravons, Mattanins und Stalons.
Die Fraktionen die in der Gemeinde Moggio Udinese liegen, aber nicht zum Val Aupa gehören sind Moggio (mit einer Einwohnerzahl von 1414 im Jahr 2016), Campiolo (2017: 19) und Ovedasso (2017: 56) im Canal del Ferro gelegen.
Wenn man das Durchschnittsalter der gesamten Gemeinde Moggio Udinese von 1998 (44,1 Jahre) und 2011 (47,5 Jahre) miteinander vergleicht, erkennt man, dass die Bevölkerung in den letzten 20 Jahren älter wurde. Dies ist vor allem durch die Rückkehr von Pensionisten und die sehr geringe Anzahl von Kindern im Tal zu erklären. Des Weiteren sind einige der Newcomer, die das Alter senken würden, nicht in der Gemeinde angemeldet und die Wochenend-Bewohner und Freizeit Bewohner sind in der Statistik nicht vertreten.
In Tabelle 2 findet sich ein Überblick über die aktuellen Einwohnerzahlen der einzelnen Fraktionen im Val Aupa.

Tabelle 2: Aktuelle Bevölkerungszahlen der Dörfer der Gemeinde Moggio Udinese (eigene Darstellung nach Gemeinde Moggio Udinese 2017)

Quellenverzeichnis
Cede, P., Steinicke, E. (2007): Ghost towns in den Ostalpen. Das Phänomen der Entvölkerung
im friulanischen Berggebiet (Italien). In: Geographica Helvetica 62. 93-103.
Gemeinde Moggio Udinese (2017): Bevölkerungszahlen der einzelnen Fraktionen und Weiler.
ISTAT-Istituto Nazionale di Statistica (2017): Demographic balance by Province from 1991 2015.
URL: http://demo.istat.it/index.html (Stand: 24.01.2018).